Stromsituation |
[Stromkosten] |
Gemittelte Stromgestehungskosten [ct/kWh] mit Stand 2020 |
Erläuterung |
Die Stromgestehungskosten sind ein Maß dafür, für wieviel Geld eine bestimmte Menge Strom (z.B.1 MWh oder 1 kWh) durch eine geeignete Energieumwandlung gewonnen werden kann. In den Stromgestehungskosten sind alle Investitionskosten, fixe und variablen Betriebskosten, jährliche Wartungskosten, Personalkosten, ggf. Brennstoffkosten, Rückbau- und Entsorgungskosten sowie die angestrebte Kapitalverzinsung enthalten. Ein abgeschriebenes Kernkraftwerk hat nur sehr geringe feste Kosten und vernachlässigbare Brennstoffkosten. Deshalb sind Stromgestehungskosten bei abgeschriebenen Kernkraftwerken mit langer Laufzeit besonders niedrig. Anders sieht es bei neu errichteten oder neu zu errichteten Kernkraftwerke aus. Hier sind die Investitionskosten ganz besonders hoch. Sind die Stromgestehungskosten niedrig, so ist diese Methode der Energieumwandlung besonders wirtschaftlich und kann dadurch auch zu niedrigen Kundenstrompreise führen. Normalerweise bewegen sich die Kosten in einem weiten Preisbereich und sind zudem noch regional und länderspezifisch sehr unterschiedlich. Verschiedene Quellen liefern verschiedene Ergebnisse. Somit ist die untere Darstellung lediglich als ein Anhaltspunkt unter vielen zu verstehen. In jedem Fall haben die landgebundenen Windkraftwerke und die großen PV-Kraftwerke mittlerweile die geringsten Stromgestehungskosten. Das wird sich auch zukünftig nicht ändern. Stromgestehungskosten sind nicht einfach zu ermitteln und die dargestellte Grafik, auf Grundlage der Daten der angeführten Quelle, gibt lediglich den Median und nicht die Schwankungsbreite der Kosten der jeweiligen Primärenergieumwandlung an. |
Laut der unteren Grafik hat ein Biomasse-Kraftwerk sehr hohe Stromgestehungskosten von 10,19 ct/kWh wohingegen ein abgeschriebenes Kernkraftwerk Stromgestehungskosten von lediglich 2,76 ct/kWh verursacht. |
[Quelle: iae] |
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Strompreisbildung |
Erläuterung |
Der stündliche und der langfristige (bis zu mehrere Jahren im Voraus) Strompreis wird an Strombörsen ausgehandelt. Dabei treten die verschiedenen Kraftwerkstypen zueinander in Konkurrenz. Ein vornehmlich angewendetes Preisbildungselement für die stündliche Strompreisbildung ist das sogenannte Merit-Order-Modell. Dabei bieten die einzelnen Kraftwerkstypen entsprechend ihrer Grenzkosten für das letzte von ihnen lieferbare Megawatt zu ihrem Grenzkostenpreis ihren Strom an. Der Kernkraftwerkspark 2022 in Deutschland konnte eine Leistung von ca. 4 GW kontinuierlich zur Verfügung stellen. Und das zum günstigsten Grenzpreis aller Kraftwerkstypen mit Ausnahme der subventionierten Wind- und Solarkraftwerke. Würde die Stromnachfrage zu einer gewissen Zeit lediglich 4 GW betragen, würden nach dem Merit-Order-Modell die Kernkraftwerke den Zuschlag erhalten (weil sie die billigsten Kraftwerke wären) und der Strompreis würde für die entsprechende Zeit auch entsprechend gering ausfallen. Eine Besonderheit bilden die EEG-Kraftwerke wie Windkraft- und Solaranlagen. Diese Kraftwerke stehen laut Verordnung stets an erster Stelle in der Merit-Order und haben nur sehr geringe bzw. gar keine Grenzkosten. Die Grenzkosten der einzelnen Kraftwerkstypen ergeben sich hauptsächlich aus dem Einsatz der Primärenergiemenge die benötigt wird, um das letzte erzeugbare Megawatt an elektrischer Leistung zu generieren. Bei Windkraft- und Solarkraftwerken kostet der zusätzliche Einsatz von Primärenergie (Wind und Sonne) praktisch nichts, währenddessen bei Kohle- und Gaskraftwerken zusätzlicher Brennstoff eingekauft und verbrannt werden muß. Insbesondere bei den Gaskraftwerken unterlag der Gaspreis im Jahr 2022 starken Schwankungen und erreichte im August seinen Höhepunkt am Spotmarkt (Quelle: Statista). |
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Gaskraftwerke (als geplantes elektrisches Backup-System für die wetterabhängigen Kraftwerke) sind in der Lage, in ihrer Leistung relativ schnell hoch und wieder herunter gefahren zu werden und stehen im Merit-Order-Model ziemlich weit rechts, sind also für den Ausgleich von hoher Spitzenlast vorgesehen. Wenn zu dieser Zeit auch der Gaspreis besonders hoch ist, wirkt sich das unmittelbar auf den damit verbundenen Großhandelstrompreis und letztendlich auch auf den Kundenstrompreis aus. Sollte die Leistungsfrage entsprechend hoch sein und zur Deckung dieser Nachfrage müßten entsprechend viele Gaskraftwerke zu einem entsprechend hohen Preis Strom liefern, profitieren alle vorgelagerten Kraftwerke ebenfalls von diesem Preis, egal zu welchen Grenzkosten sie ihren Strom angeboten haben. Dadurch erzielten 2022 insbesondere die Betreiber von Windkraft- und Solarkraftwerken hohe Gewinne. Ein typisches Beispiel für die Reihung der verschiedenen Kraftwerkstypen zeigt die folgende Grafik (Quelle: VIENNA.AT). |
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Wöchentliche Entwicklung des gemittelten Preises für den Stromexport und den Stromimport [€/MWh] von 2016 bis 2023 in Deutschland |
Erläuterung |
Dargestellt ist die börsliche Preisentwicklung des über eine Kalenderwoche gemittelten Preises ausgehend von Kalenderwoche 01 (KW01) im Jahr 2016 bis zur aktuellen Kalenderwoche im Jahr 2023. |
Der Preis von einem €/MWh geteilt durch zehn ergibt den Preis von einem
ct/kWh. Somit lag der im dargestellten Zeitraum aufgerufene Höchstwert für
eine Megawattstunde importierten Strom in der Kalenderwoche 34 im Jahr
2022 bei 627,28 €. Das entpricht einem Kilowattstundenpreis von 62,728 ct. Die gelbe Linie zeigt den Differenzpreis zwischen dem erzielten Exportpreis und dem gezahlten Importpreis an. Eine hohe negative Differenz bedeutet, dass Deutschland in dieser Kalenderwoche für seine Stromexporte nur geringe Erlöse erzielt hat, dafür aber gleichzeitig hohe Preise für seine Stromimporte zahlen mußte. Generell liegen die Exporterlöse stets unter den Importzahlungen. |
[Quelle: Stromdaten.info] |
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Wöchentliche Entwicklung des gemittelten Großhandelsstrompreises [€/MWh] von 2016 bis 2023 in Deutschland |
Erläuterung |
Dargestellt ist die börsliche Preisentwicklung des über eine Kalenderwoche gemittelten Preises ausgehend von Kalenderwoche 01 (KW01) im Jahr 2016 bis zur aktuellen Kalenderwoche im Jahr 2023. |
Der Preis von einem €/MWh geteilt durch zehn ergibt den Preis von einem ct/kWh. Somit lag der im dargestellten Zeitraum aufgerufene Höchstwert für eine Megawattstunde Großhandelsstrom (netto) in der Kalenderwoche 34 im Jahr 2022 bei 589,92 €. Das entpricht einem Kilowattstundenpreis von 58,992 ct. |
[Quelle: stromdaten.info] |
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Hinweis: Bei den obigen Grafiken bedeutet ein positiver Importsaldo Import von Elektroenergie und ein negativer Importsaldo Export von Elektroenergie |
Marktwertübersicht der Übertragungsnetzbetreiber für die Einspeisung der Wind- und Solarkraftwerke zwischen 2012 und 2023 |
Erläuterung |
Dargestellt sind die monatlichen Vergütungen in ct pro kWh für die einspeisenden Wind- und Solarkraftwerke in Deutschland. Deutlich sind die exorbitant hohen Einspeisevergütungen des Jahres 2022 zu erkennen. Diese hohen Vergütungen gingen mit den sogenannten "Übergewinnen" für die Betreiber von Wind- und Solarkraftwerken einher. |
[Quelle: Netztransparenz] |
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Vergleich der stündlichen Day Ahead Großhandelspreise zwischen dem Oktober 2015, 2021, 2022 und dem Oktober 2023 in €/MWh |
[Quelle: Energy-Charts] |
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Verlauf des Großhandelspreises und der Summe aus Residuallast und Importleistung am 04.12.2023 |
Erläuterung |
Dargestellt ist der auf eine
Viertelstunde aufgeteilte stündliche tagesaktuelle Großhandelspreis und
die über eine Stunde gemittelte Summe der Viertelstundenwerte der
tagesaktuellen
Residuallast und der Importleistung. Es ist mehr als deutlich erkennbar, dass sich der Großhandelspreis streng aus der Summe der benötigten Residuallast und der importierten Leistung bildet. Der Großhandelspreis und die Summe der Leistungen sind in der Verlaufsform weitestgehend identisch. |
[Quelle: SMARD] |
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Aktuelle Strompreise [ct/kWh] für Haushaltskunden in Deutschland |
[Quelle: BDEW Stand: Juli 2023] |
Historische Strompreise [ct/kWh] für Haushaltskunden |
Erläuterung |
In Deutschland ist der Strompreis für private Haushalte aktuell mit durchschnittlich 31,8 ct je verbrauchter kWh weltweit unter den G20-Staaten am höchsten. Bezogen auf den durchschnittlichen Strompreis von 13,13 ct/kWh in den G20-Staaten, beträgt davon der durchschnittliche Strompreis in Saudi Arabien lediglich 30 %. |
Hinweis: Die kWh-Preise sind mit allen Steuern und Abgaben dargestellt. |
[Quelle: Verivox Stand: 2020] |
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Länderscharfe Strompreise [ct/kWh] für Haushaltskunden im März 2023 |
Erläuterung |
In Deutschland war der Strompreis für private Haushalte im März 2023 mit durchschnittlich 39,3 ct je verbrauchter kWh weltweit am sechshöchsten. |
Hinweis: Die kWh-Preise sind mit allen Steuern und Abgaben dargestellt. |
[Quelle: GlobalPetrolPrices] |
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Länderscharfe Strompreise [ct/kWh] für Industriekunden im im März 2023 |
Erläuterung |
In Deutschland war der Strompreis für Industriekunden im März 2023 mit durchschnittlich 41,8 ct je verbrauchter kWh weltweit am vierthöchsten. |
Hinweis: Die kWh-Preise sind mit allen Steuern und Abgaben dargestellt. |
[Quelle: GlobalPetrolPrices] |
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Entwicklung der Strompreise [%] für Haushalts- und Industriekunden in Deutschland |
Erläuterung |
Ausgehend vom Jahr 1998 erhöhte sich der Strompreis für die Haushaltskunden bis zum Jahr 2023 auf das 2,81-fache. Die Strompreise für die privaten Haushalte haben sich seit 1998 somit fast verdreifacht. Die Industriekunden mußten im Mittel im Januar 2023 einen vierfach höheren Strompreis zahlen als 1998. |
[Quelle: Statista] |
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Zusammensetzung des Strompreises für Haushaltskunden in Deutschland zum Jahresanfang 2023 |
Erläuterung |
Anfang 2023 betrug der Anteil des Netznutzungsentgeltes vom gesamten durchschnittlichen Strompreis (48,1 ct/kWh) für den privaten Haushaltskunden 9,52 ct bzw. 19,79 %. |
Hinweis: Im linken Diagramm sind die absoluten Anteile am mittleren Strompreis in ct und im rechten Diagramm sind die relativen Anteile am mittleren Strompreis in % dargestellt. |
[Quelle: BDEW Statista Netzentgelt] |
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Prognosen: Eigene Berechnung [GW = Gigagawatt GWh = Gigawattstunde TWh = Terawattstunde] |
Daten: Bundesnetzagentur GIE|AGSI energy-charts SMARD netztransparenz |